Am Anfang stand die Idee, als Orchester einer Kölner Kirchengemeinde auch typisch kölnische Musik bieten zu können, womit der Gedanke an die älteste Kölner Musikgruppe der „Bläck-Fööss“ unweigerlich verbunden war. Von deren Musik existierte jedoch keine Fassung für großes Blasorchester, weil der Bedarf aufgrund des zu kleinen Einzugsgebietes einfach zu gering war. So entstand bereits 1993 die Idee, ein solches Arrangement in Auftrag zu geben, wobei sich zwei Fragen ergaben – wer soll das schreiben – und wer soll das bezahlen? Das erste Problem erfuhr seine Lösung dadurch, dass ich durch meine Tätigkeit in der Bühnenspiel- gemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ des Kölner Männer-Gesang-Vereins persönlich mit dem Musikdirektor der Stadt Bergheim, Herrn Kapellmeister Christoph Klöver befreundet war. Dieser besuchte uns dann zur Absprache der Einzelheiten, nahm unsere Wünsche für Besetzung und Musiktitel entgegen und schrieb in wenigen Monaten ein Arrangement, das genau auf unsere Besetzung zugeschnitten war. In Christoph Klöver fanden wir einen idealen Arrangeur, der nicht nur über unglaubliche Erfahrung in der Arbeit mit Amateuren verfügte, sondern auch ein belesener und im Herzen verbundener Kenner der Kölner Musikszene war. Nach Erhalt der Partitur begannen mühsame Proben, die von der Freude an einem anspruchsvollen Arrangement einerseits und der Mühsal professionell geschriebener Musik andererseits geprägt war.
1994 – „Bläck-Fööss-Melodien“ – Uraufführung
Anfang des Jahres 1994 besuchte uns Herr Klöver dann mehrere Male, um sein Arrangement mit uns zu proben. Die Arbeit mit einem erfahrenen Orchesterdirigenten übte eine große Faszination auf uns aus, die uns selbst Proben von 2-3 Stunden Länge ertragen ließ. Am 23. April 1994 war es dann so-weit: Im Rahmen unseres Jahreskonzertes erfolgte die Uraufführung der „Bläck-Fööss-Melodien“, die Christoph Klöver selbst dirigierte. Am Nachmittag des Konzertes hielt er eine Generalprobe mit uns ab und trat unseren verständlichen Ängsten mit der unvergesslichen Bemerkung entgegen: „Machen Sie sich keine Sorgen – ich habe auf der Hinfahrt in Königsdorf in der Kirche eine Kerze aufgestellt!“
Christoph Klöver dirigierte auch 1995 seine Komposition wieder in unserem Konzert und begann mit einem zweitem Arrangement „Erinnerungen an Willi Ostermann“. 1996 verstarb er bei einem tragischen Verkehrsunfall. Die Mitglieder des Musik Chores St. Marien mussten sich von einem Freund verabschieden, mit dem sie gerne noch viele Jahre ihres musikalischen Wirkens gemeinsam verbracht hätten. Das zweite genannte Problem -eben das der Finanzierung eines solchen Exclusiv- arrangements- löste sich durch unseren Vizevorsitzenden Herrn Dr.Dr. Franz-Josef Broicher, der uns bei einer Geburtstagsfeier, bei der wir nicht -wie vorgesehen- am Abendessen teilnehmen konnten, mit den Worten entschädigte: „Dovür bezahl ich üch dat Dinge mit denne Bläck-Fööss!“ Dr.Dr. Broichers Einstellung zu uns, die bis heute unverändert geblieben ist, habe ich zu seinem 70. Geburtstag mit einem Zitat des Moderators Robert Lembke umschrieben
„Lebenskünstler sind Menschen, die es verstehen, um Dinge gebeten zu werden, die sie gerne tun.“
Beide Erlebnisse -Christoph Klöver und Franz-Josef Broicher- sind für uns solche, die als Sternstunden in unser Empfinden eingegangen sind. Aufgrund seiner großen Verdienste, seines unermüdlichen Einsatzes und seiner großzügigen finanziellen Unterstützung in den vergangenen 25 Jahren haben wir unseren Vizevorsitzenden Dr.Dr. Franz Josef Broicher bei der Aktivenfeier zum 25-jährigen Jubiläum des Musik-Chores am 23.04.2005 zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit ernannt.
1998 – Kölner Dom / Ökumenischer Brückenweg
Am 08. August 1998 fand in Köln der ökumenische Brückentag statt. Für die musikalische Gestaltung eines Gottesdienstes im Kölner Dom mit Joachim Kardinal Meisner wurden die Chöre unserer Kirchengemeinde St. Marien ausgewählt. So musizierten wir zusammen mit den anderen Musikgruppen erstmals im Hohen Dom zu Köln. Im Anschluss an den Gottesdienst erhielten wir dann Gelegenheit, im Herzen Kölns auf dem Roncalliplatz (dem Vorplatz des Domes) zwei Stunden ein Platzkonzert zu geben, bei dem wir uns über eine große Zuhörerschaft gefreut haben.
Henning Jäger, 2005